Der Chor „Gospel in Blue“ gab ein Konzert in der St. Johannes-Kirche in Homberg.       Foto: Karl Banski / FUNKE Foto Services 

 

 

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Kerstin Heidland

DUISBURG-HOMBERG.  Der „Gospel in Blue“-Chor lud zum Konzert in die St. Johannes-Kirche nach Homberg. Die Musiker sangen nicht nur traditionelle Gospellieder. 

Es war schon wie eine kleine Generalprobe für Weihnachten: Eine proppevolle Kirche mit kühlen Temperaturen und einem erwartungsvollen Glanz in den Augen der Anwesenden. Allerdings zauberten diesmal nicht die Dreifaltigkeit und das „O du Fröhliche“ die optimistische Vorfreude auf die Gesichter, sondern die über 40 Herren und Damen des „Gospel in Blue“-Chores.

Seit gut 20 Jahren sorgt die Gemeinschaft für volle Häuser in Homberg und so kamen an diesem ersten richtig kalten Herbsttag trotzdem gut 450 Fans und freuten sich auf das, was die neue Chorleiterin Andrea Stuckenholz gemeinsam mit dem Chor gezaubert hatte. Seit Februar hat sie den Taktstock der Homberger Gospelsänger übernommen, die nach mehreren Schicksalsschlägen in den letzten Jahren gleich von mehreren unterschiedlichen Leitungen unterrichtet wurden. Von Corona ganz zu schweigen. Doch auch die Pandemie hielt keinen der ambitionierten Sänger vom Proben ab und der Stolz, nun endlich wieder im gewohnten Format vor ausverkaufter Kirche auf der Bühne zu stehen, war allen Akteuren ins Gesicht geschrieben. 

„Gospel meets Pop“ war die Überschrift des Abends, der geografisch von den USA einen Bogen über Afrika, Deutschland und Skandinavien schlug, denn auch gerade die nordeuropäischen Länder haben mittlerweile eine einflussreiche Gospelkultur entwickelt. Der erste Teil bis zur Pause stand ganz im Zeichen der traditionellen Gospelhistorie. Das vierstimmige Ensemble performte die in dieser Musikform üblichen Calls and Responses, konnte sich in der Anfangsphase aber nicht hundertprozentig durchsetzen. Trotz der 40 Kehlen auf der Bühne schluckten wahrscheinlich die vielen dicken Wintermäntel ganz viel Schall und Klang, sodass im hinteren Teil der Kirche trotz Mikrofonen eher die Anmutung der untermalenden Hintergrundmusik aufkam als das ganzheitliche, fast brachiale, oftmals körperlich wahrnehmbare Event der Gospelmusik. Der Abend war gerade dabei, sich im Modus des höflichen Applausspendens einzupendeln.

Doch dann kam Jürgen. Der dritte Solist des Abends und die erste stimmliche Totalüberraschung. Im satten, soulig schnarrenden Bass groovte er James Brown gleich über die Bühne und füllte mit seiner Stimme mit einem Mal auch die hintersten Winkel des katholischen Gotteshauses. Nun war er doch da, der Gänsehautmoment, in dem Musik mehr wird als nur Klang und man an die Ursprünge dieser Kunstform spüren konnte und nicht nur deren Replik. Auch die Kirche war wieder vollends wach und spendete frenetischen Applaus. Und um die soeben erwachte Gänsehaut emotional in Herzenswärme zu transponieren, ging der nächste musikalische Soloausflug direkt im Anschluss nach Schweden. 

Diesmal nicht in die klerikale Kirchenmusik, sondern natürlich zu Benny, Anni-Frid, Agnetha und Björn. „Thank you for the musik“ klang auch im Duisburger Westen nahezu genauso anrührend und technisch einwandfrei gesungen wie von Agnetha höchstpersönlich. Nach der Pause dominierte die etwas leichter fassbare Unterhaltungs- oder Popmusik. „Pata Pata“ von Miriam Makeba oder „Say a litte prayer“ trugen das Publikum leicht durch die frisch renovierte St. Johanneskirche und ließen den Abend beinahe zu kurz enden. 

Wer sich jetzt ärgert, keine Karte mehr ergattert zu haben, der sollte sich den 11. März 2023 notieren. Denn dann findet ein Folgekonzert von „Gospel meets Pop“ in Opgen-Rhein=s Zum Johanniter am Lehmkuhlplatz 60 in Duisburg-Walsum statt. Das ist dann zwar nicht mehr ganz so authentisch original wie in Homberg, aber Gänsehautmomente wird es bestimmt ebenfalls geben. Wer diese übrigens ganz für sich allein oder seine Gäste erleben möchte, der kann Gospel in Blue auch für private Feiern und Feste buchen. Der erfahrene Auftrittschor hat neben Gospels auch Spirituals und Popsongs im Repertoire. Infos diesbezüglich erteilt Jürgen Gros unter Gospelinblue@t-online.de.

 

https://www.nrz.de/staedte/duisburg/west/gospel-in-blue-in-duisburg-so-besonders-war-das-konzert-id236956245.html

 

 

Gospel in Blue seit März 2022 mit neuer Chorleiterin 

 

in den vergangenen zwei Jahren stand der Homberger Gospelchor

„Gospel in Blue“ vor großen Herausforderungen. Durch die Pandemie kam der Chorbetrieb zunächst vollständig zum Erliegen. Umso mehr freuen sich die Chormitglieder, mit Andrea Stuckenholz nun eine neue Chorleiterin gefunden zu haben. 

Andrea Stuckenholz studierte Jazz-Gesang bei Silvia Droste und Fay Claassen am Conservatorium Enschede (NL). Schon während ihres Studiums spezialisierte sie sich auf Gesangsunterricht und Chorleitung und hat  einschlägige Erfahrung in der Leitung verschiedener Chöre im Ruhrgebiet. Mit ihrer offenen Art, ihrem Knowhow und ihrer faszinierenden Alt-Stimme begeisterte sie die Chormitglieder von „Gospel in Blue“ auf Anhieb. 

„Gospel in Blue“ erhielt seine musikalische Prägung über einen Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren durch die Kirchenmusikerin Constanze Rolfink. Nach ihrem viel zu frühen Tod übernahm Andy Düdder von  2019 bis 2021 die Chorleitung. Es wurde ein größeres  Konzert als musikalisch innovative Projekte in Zusammenarbeit mit seiner „Andy Düdder Big Band“ durchgeführt. Auch in der Zeit des Lockdowns ist es dem Chor gelungen, sein Repertoire durch virtuelle Chorproben zu pflegen und die schöne Chorgemeinschaft zu erhalten.  

Mit der neuen Chorleiterin Andrea Stuckenholz kann der Chor nun wieder voller Optimismus an die Probenarbeit gehen. Der Chor freut sich bereits darauf,  Messen in der renovierten St. Johannes-Kirche musikalisch mitzugestalten.

 Chorleiterin Andrea Stuckenholz